ULW-Fraktion stellt Zwei-System-Stadtbahnnetz als Alternative auf den Prüfstand
Wiesbaden ist beim Thema City-Bahn gespalten. Der Graben zwischen Befürwortern und Gegnern wird immer tiefer. Die Debatte um die Verwirklichung einer Trasse ist über die Abwägung von Fakten hinaus hoch emotional geprägt. Zwei Bürgerinitiativen, die sich gegen die Verwirklichung der City-Bahn aussprechen haben die gesammelten Unterschriften schon abgegeben. Offen bleibt die Frage, ob das Projekt an der Zustimmung der Bürger scheitert, obwohl Juristen jüngst in zwei Gutachten die Citybahn-Petition für unzulässig halten.
Fakt ist, dass Wiesbaden vor einer notwendigen verkehrspolitischen Wende steht. Bürger und Politik beklagen Emissionsausstöße durch Autos und Busse sowie verstopfte und überfüllte Verkehrswege in und um Wiesbaden. Der Platz für Busse und Autos ist begrenzt. So werden weder Straßen entlastet noch Staus verhindert.
Die ULW Rathausfraktion verfolgt einen neuen Ansatz und will prüfen inwieweit mit dem vorhandenen Schienennetz durch Verknüpfung mit einem innerstädtischen straßenbahnartigen Gleisabschnitt bzw. –netz ein Optimum an Mobilität für die Region und ihre Menschen erreicht werden kann.
„Zahlreiche deutsche und europäische Städte liefern uns Vorlagen für ein sinnvolles Schienennetz“, so Veit Wilhelmy (ULW Rathausfraktion). „Wir sehen im normalspurigen Zwei-System-Stadtbahn-Netz eine gute Alternative zur City-Bahn.“, so Wilhelmy weiter. Zwei Systeme bedeutet, dass die Züge innerstädtisch als Straßenbahn und außerhalb der Stadt als Eisenbahn verkehren. Als Straßenbahn werden die Fahrzeuge meist mit Gleichstrom betrieben. Als Eisenbahn fahren die Fahrzeuge entweder mit Diesel oder Elektrobetrieb. Künftig ist aber auch der Einsatz der Brennstoffzellentechnik denkbar.
Voraussetzung für die Entwicklung eines solchen Netzes ist in jedem Fall, dass die Straßenbahn die gleiche Spurweite hat, wie die Eisenbahn. Der geplanten Wiesbadener City-Bahn legt die Spurweite der Mainzer Straßenbahn zugrunde. Eine Anbindung an das vorhandene normalspurige Schienennetz (z.B. Ländchesbahn, Taunusbahn, Rheinbahn) scheidet daher aus.
Gefordert ist ein Optimum an Mobilität jedoch unter der Berücksichtigung, dass insbesondere die Stadt von Durchgangsverkehr und Schadstoffen zu entlasten. Eine Alternative zum PKW, die die Region attraktiver machen soll.
Die ULW Rathausfraktion stellt in der kommenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung folgende Positionen zur Abstimmung:
Der Magistrat wird gebeten,
Zu prüfen, wie ein oben beschriebenes normalspuriges Zwei-System-Stadtbahn-System für Stadt und Region Wiesbaden realisierbar wäre und der Stadtverordnetenversammlung darüber zu berichten. Zeit- und Kostenaspekte sind zumindest grob zu beziffern, ebenso wie Fördermöglichkeiten durch Land und Bund.
Eine erste Grobplanung für einen möglichst oberleitungsfreien Straßenbahnabschnitt, der die Innenstadt mit den vorhandenen Bahnstrecken verbindet, in verschiedenen Varianten vorzulegen. Ein zukünftiges regionales Stadtbahnnetz ist in verschiedenen Varianten und Entwicklungsstufen zu skizzieren. Einzubeziehen sind insbesondere die vorhandenen Bahnstrecken in die Richtungen Frankfurt, Frankfurt-Flughafen und Mainz sowie die ebenfalls vorhandenen Bahnstrecken nach Rüdesheim, Niedernhausen/Limburg und Taunusstein/Bad Schwalbach. Auch die geplante Wallauer Spange ist zu berücksichtigen.
Darzustellen, wie sich Varianten und Entwicklungsstufen eines solchen Zwei-System-Stadtbahnnetzes auf das vorhandene Busnetz und die übrigen Verkehrsströme in Stadt und Region auswirken können.
In Verbindung mit Ziffer „III“ darzustellen, wie die Mainzer Straßenbahn ein solches System künftig auch rechts des Rheins ergänzen kann, gegebenenfalls nach Bau einer weiteren Rheinbrücke.
Bei der Bearbeitung des Themas auch die Erfahrungen der Hessischen Landesbahn GmbH zu berücksichtigen, die diese insbesondere bei Planung, Aufbau und Betrieb des Regio-Tram-Netzes in Kassel sammeln konnte. Bekanntermaßen hat dieses Unternehmen seit kurzem einen Betriebshof in Wiesbaden.